Wir schreiben das Jahr 1851. Der Streuobstbau blüht richtig auf und der Bürgermeister ist mit seinem Obstbau zufrieden. Das Volk steht hinter der Sache und bewirtschaftet die Flächen im rechten Sinne. Wirtschaftliche Notwendigkeit gibt die ein oder andere "Berufsausbildung" zum Streuobstmeister her.
Zeitsprung nach heute. Die Fläche der Filderstädter Streuobstwiesen ist auf 250 Hektar geschrumpft. Die Wirtschaftlichkeit wie auch der Artenreichtum sind zurückgegangen. Die Bevölkerung sieht wenig Grund in der Pflege des Kulturguts. Was tun?
Die Initiative der Streuobstwiesen-Guides hatte deshalb die Idee des Streuobstlehrpfades. Er soll die Bedeutung der Streuobstwiesen hervorheben und der Bevölkerung die Wichtigkeit der Pflege der Kulturlandschaft näher bringen. Konkret werden Sorten vorgestellt, die Bedeutung und Historie erforscht, Wissenswertes über Flora und Fauna vermittelt und das eigene Handeln zur Erhaltung angesprochen.
Der Streuobstlehrpfad wurde am 15. April 2018 eingeweiht.. Er befindet sich in Bonlanden zwischen Herrenholz, dem Hofgut Gutenhalde und Sandbühl. Anfahrtsstraße ist zum Beispiel die Sandbühl- oder die Oberdorfstraße.
Der Lehrpfad ist mit 82 Schildern ausgestattet werden, die zu jeder Sorte eine kurze Information weitergeben und versteht sich deshalb auch als Sortenlehrpfad. Die Schilder hängen oder stehen und können bequem vom Weg aus betrachtet werden. Dazu gibt es vier größere Infotafeln:
1. Streuobstlehrpfad; Verlauf, Ziele, Bedeutung
2. Streuobstwiesen auf den Fildern (mit Historie)
3. Lebensraum Streuobstwiese; Flora und Fauna
4. Erhalt der Streuobstwiesen, Baumpflege und Veredelung
Der Rundweg ist landschaftlich reizvoll und bietet einen schönen Ausblick zur Achalm, zum Uhlbergturm und ins Bombachtal. Nicht nur mit Informationen, sondern auch mit Lokalem gespickt, beschränkt sich der Pfad aber beim Thema "Obst" auf den Streuobstbau und ist in der Verlängerung des Museumsobstgarten gelegen.
Denn auch hier gibt es Neupflanzungen und Veredelungen, die die Sortenvielfalt erhöhen und damit immer wieder neue Anreize eines Besuches schaffen.
Gründe für den Streuobstpfad:
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Große Tradition des Obstbaus auf den Fildern. Schon 1788 sind 131 Obst- und Birnensorten erwähnt. 1851 wurde Plattenhardt als erster Rang beim Obstbau erwähnt. 100 Jahre vor dem Sekt gab´s hier schon Birnenschaumwein.
- Filderstadt hat immer noch 250 Hektar Streuobstwiesen.
- Der Pfad soll die Aufmerksamkeit der Bevölkerung wieder erhöhen. Bedeutung und Erhalt sollen gefördert werden.
- Durch die Obstsortenkartierung können verbindliche Zahlen über Sortenvielfalt und Zustände geliefert werden.
- Sinnvolle Ergänzung zum Museumsobstgarten, zudem ist er auch mit stadthistorischen Elementen und Informationen verknüpft.
Streuobstwiesen haben kulturhistorische, ökologische und wirtschaftliche Bedeutung und sind ein landschaftsprägendes Naherholungsgebiet. Der Obstlehrpfad hebt diese Bedeutung der Streuobstwiesen auch im Hinblick auf den wirtschaftlich geprägten Standort Filderstadts und dem Spannungsfeld Flughafen und der Messe Stuttgart sowie der Stadt Stuttgart und dem dicht besiedelten Mittleren Neckarraum hervor.