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Effizienz

Im allerersten Jahr der Aktion entstanden insgesamt 10 Schüttraummeter Holzhackschnitzel. Auf diese Weise konnten circa 10.000 Liter Heizöl gespart werden. Die Kulturlandschaft Streuobstwiese gibt neben Obst und Säften also auch Energie ab und liefert somit ebenfalls einen wichtigen Beitrag in Sachen Klimaschutz.

Dadurch, dass es sich um lokales Holz handelt, werden Transportwege und auch fossile Ressourcen gespart und das qualitativ gute Holz wird effizient dem lokalen Energiekreislauf beigefügt. Somit wird es energetisch um Längen besser verwendet, als es einfach auf der Wiese zu verbrennen, was nicht nur viel Kohlenstoffdioxid freisetzt, sondern darüber hinaus auch sehr gefährlich ist.100 8452

Das Team rund um die Aktion setzt sich aus dem Umweltschutzreferat Filderstadt und dem Abfallwirtschaftsbetrieb sowie der Obstbauberatung des Landkreises Esslingen zusammen. Neben den Klimaschutz-Zielen kommt diese Aktion auch den Streuobstbäumen selbst und damit dem kompletten Landschaftszug Streuobstwiesen entgegen. Die kostenlose Entsorgung des Obstgehölzschnitts ist ein hervorragender Anreiz zur Baumpflege, da eine private Entsorgung auf Kosten der Geldbörse geht. Auf diese Weise soll ein Beitrag zur Erhaltung der Streuobstwiesen und der Qualität der Bäume geleistet werden. Die genannten Klimaschutz-Aspekte werden auch durch eine Entlastung der Kompostieranlagen (als normale Anlaufstellen für Gehölzschnitt) und somit einer Reduzierung der Fahrstrecken für Schnittgutentsorgung ergänzt.

Entwicklung

Die in 2012 erzielte Menge von 10 Schüttraummetern Holzhackschnitzel sollte nicht das Maß aller Dinge bleiben. Über die Jahre mussten aufgrund der Nachfrage immer mehr Sammelplätze geschaffen werden. 2013 wurde beispielsweise ein Sammelplatz zusammen mit der Nachbargemeinde Leinfelden-Echterdingen auf der Gemarkung Stetten genutzt. Insgesamt kam hier aus Streuobstwiesen beider Gemeinden eine Energiemenge zusammen, die etwa 24.100 Litern Heizöl entspricht. Diesen Erfolg im Nacken schlug der Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises eine kreisweite Aktion vor. Sozusagen: Filderstadt als Pionierstadt. Gleichwohl das Projekt selbst doch in einer anderen Gemeinde bei Owen (unter Teck) seine Geburtsstunde erlebte. 2014 konnte ein Betrag von etwa 300 Schüttraummetern erzeugt werden, was einer Menge von gut 30.000 Litern Heizöl entspricht. Im Landkreis Esslingen kamen so 2.166 Kubikmeter Holzhackschnitzel zusammen. Zum Vergleich: 40 Kubikmeter Holzhackschnitzel versorgen fünf Haushalte ein Jahr lang mit Strom bei einem Heizwert von 700 KWh/Sm3 als Standardwert. Fachleute gehen davon aus, dass von 50 Bäumen jedes Jahr genügend Holz kommt, um damit den Strombedarf für 16 Einfamilienhäuser zu decken. Verglichen mit den früheren Ver(sch)wendungsweisen in Form von Verbrennung auf dem Stückle, lässt sich auf diese Weise nachhaltige Energiewirtschaft mit Landschafts- und Naturschutz verbinden.

2015 drohte das Projekt-Aus. Durch die gestiegene Entsorgung weiterer Stoffe wie Betonreste, Folien, Strohballen und weiteren Mülls an den Sammelplätzen musste das Material manuell getrennt und kostspielig entsorgt werden. Dieser Missbrauch des effizienten Projektes und des Engagements der freiwilligen Mitarbeiter*innen führte vorübergehend zum Ende des Projekt, das aufgrund der hohen Nachfrage und Annahme der Bevölkerung aber wieder aufgenommen wurde. Diese Verschmutzung muss in Zukunft aber ausbleiben.

Auch in 2016 zeigte sich ein deutlicher Erfolg mit einer Herstellung von insgesamt 300 Schüttraummetern Hackschnitzel, was einer Einsparung von 30.000 Litern Heizöl entspricht.

Leider wurden trotz entsprechender Hinweise auch im Jahr 2016 sehr viele Gartenabfälle und sonstige Abfälle an den Plätzen gefunden, was zu einer kostspieligen Entsorgung führte, weil diese nicht für das Projekt verwendbar sind.

In Leinfelden-Echterdingen wurde das Projekt aufgrund der Vermüllung der Sammelplätze bereits ganz eingestellt.

In Filderstadt wurde zudem über den Aktionszeitraum hinaus weiterhin abgelagert, was zu weiteren Mehrkosten führte.

Filderstadt ist daher zukünftig gezwungen, die Aktion auf einen Sammelplatz zu beschränken, der besser überwacht werden kann.

Voraussetzungen

Damit Sie wissen, was alles abgegeben werden darf, folgt nun eine kurze Beschreibung des idealen Schnittguts. Es sollte generell nur Material, also Holzschnitt und Reisig von Streuobstwiesen Filderstadts sein, ansonsten auch frei von:

  • Erdreich,
  • Steinen,
  • Wurzeln oder Wurzelstücke
  • Grünschnitt und Blattwerk (sonst Schlackenbildung),
  • Stoffe zur Holzbehandlung,
  • unverbrennbaren Fremdkörpern,
  • Leiterwagen (in 2019 fand sich einer bei dem abgeladenen Schnittgut),
  • nicht holzartigen Materialien.

Über- und Ausblick

Wie der beigefügten Grafik zu entnehmen ist, stieg die Tendenz jährlich an. Dies spiegelte sich ebenfalls in der Anzahl der zur Verfügung stehenden Sammelplätze wieder. Allerdings mussten durch die Ablagerung von Bauschutt, Koniferengrün und anderen problematischen Stoffen und deren teure und kostenpflichtige Entsorgung die drei Sammelplätze in 2017 auf einen eingeschränkt werden.

Eine Frage, die sich wohl den meisten Leser*innen stellt, ist, warum dies nicht schon immer so gehandhabt wird? Es ist tatsächlich so, dass wenige Stücklesbesitzende ihr eigenes Haus damit heizen, was vermutlich entweder an ungeeigneten Heizanlagen liegt oder an der nicht vorhandenen Präsenz dieser Möglichkeit. Dabei müssen die Bäume auch ohne Verarbeitung des Schnitts gepflegt, sprich geschnitten, werden. Unterbleibt dies, vergreisen sie schnell und brechen zusammen.

Die Gründe für den Pflegerückstand sind vielfältig:

  • die Besitzer*innen/Pächter*innen sind zu alt für diese Arbeit,
  • Kinder und Enkel wohnen weit entfernt,
  • das Wissen über Schnitttechniken ist bei den jüngeren Generationen nicht mehr vorhanden,
  • der Aufwand lohnt sich nicht angesichts des Obstannahmepreises,
  • Geräte und Transportmittel sind nicht vorhanden,
  • die Entsorgung des Gehölzschnittes ist zeitaufwendig und kostet Geld (10 Euro pro Kubikmeter für Mengen ab 2 Kubikmeter).

In Zeiten des Booms für erneuerbare Energien sind die Preise für Holzrohstoffe gestiegen und Hackschnitzel oder Holzpellets sind gefragter denn je. Zudem ist es erklärtes Klimaschutzziel, fossile Energien zu reduzieren und erneuerbare zu fördern.

Deshalb ist die Idee, den Gehölzschnitt unserer Obstwiesen energetisch zu nutzen, naheliegend. Allerdings müssen die vielen Eigentümer*innen, mit ihren vielen kleinen Parzellen und der Holzproduzent zusammen gebracht werden.

Zusammenfassend ist die Energetische Schnittgutverwertung nicht nur ein Beitrag zum Klimaschutz, sondern auch zur Wertschöpfung und Erhaltung der Streuobstwiesen und ganz nebenbei auch eine Entlastung für Ihren Geldbeutel.